Preiszonen in der Energiewende
Chancen, Herausforderungen und Perspektiven
Zukunft und Innovation
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Die Diskussion um Preiszonen im deutschen Energiemarkt wird immer lauter, während andere Länder wie Norwegen und Italien längst bewiesen haben, wie dieses Modell funktionieren kann.
Doch was genau sind Preiszonen, welche Vorteile bieten sie, und wie könnten sie in Deutschland umgesetzt werden?
Preiszonen teilen ein Land oder eine Region in verschiedene Bereiche auf, in denen Strom zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Diese Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage sowie nach der lokalen Erzeugung und dem Verbrauch von Energie. Das Ziel ist, regionale Unterschiede in der Stromerzeugung und -nutzung besser auszugleichen und Anreize für eine effiziente Nutzung von Energie zu schaffen.
Herausforderungen bei der Einführung von Preiszonen in Deutschland:
- Infrastrukturbedarf: Um regionale Unterschiede auszugleichen, müsste das Stromnetz massiv ausgebaut werden, insbesondere die Nord-Süd-Verbindungen. Nur so kann überschüssige Energie aus dem Norden effizient in den Süden transportiert werden.
- Industrie und Verbraucherverhalten: Höhere Preise könnten die süddeutsche Industrie belasten und Verbraucher benachteiligen. Das erfordert politische Lösungen, um soziale Ungleichheiten zu vermeiden.
- Komplexität des Energiemarktes: Deutschland hat bereits ein hochreguliertes Energiesystem. Die Einführung von Preiszonen würde zusätzliche Mechanismen erfordern, um Stabilität und Fairness zu gewährleisten.
Norwegen macht es vor: Wie Preiszonen funktionieren können ✅
Während in Deutschland und weiteren Ländern Europas noch über die Einführung von Preiszonen im Energiemarkt diskutiert wird, werden sie bereits in anderen Ländern wie Norwegen erfolgreich genutzt. Dort liegt der prozentuale Anteil der genutzten und in andere Länder exportierten erneuerbaren Energien bei 110 - 120%.
Das gesamte Land ist unterteilt in mehrere geografische Preiszonen. Ziel ist es, das Ungleichgewicht zwischen Stromerzeugung und -verbrauch auszugleichen.
- Der Norden Norwegens: Hier gibt es viel Platz, wenig Bevölkerung und eine hohe Erzeugung erneuerbarer Energie, vor allem durch Wasserkraft. Die Preise sind niedrig, da die Erzeugung die lokale Nachfrage übersteigt.
- Der Süden Norwegens: In den dichter besiedelten Gebieten, wo der Energieverbrauch höher ist, sind die Strompreise deutlich höher.
Dieses Modell schafft Anreize, energieintensive Industrien in den Norden zu verlagern, wo die Erzeugung kostengünstiger ist und ausreichend Platz für zusätzliche Anlagen besteht. Gleichzeitig sorgt das System für eine bessere Auslastung der Netze und eine effizientere Nutzung der erneuerbaren Energiequellen.
Im Jahr 2023 liegen die Strompreise in Norwegen in der günstigsten Zone bei 3 Cent pro kWh, während die teuerste Zone bei 8 Cent liegt. Diese Preisspanne zeigt, wie das System regionale Unterschiede gezielt nutzen kann.
Deutschland und Preiszonen:
Ist das möglich?
In Deutschland wäre die Einführung von Preiszonen ein komplexen Unterfangen. Die Erzeugung erneuerbarer Energien ist hier geografisch unterschiedlich verteilt:
- Der Norden Deutschlands: Der Großteil der Offshore-Windkraftanlagen liegt hier. Durch die hohe Erzeugung erneuerbarer Energie könnten die Preise sinken.
- Der Süden Deutschlands: Dieser Teil des Landes ist stark industrialisiert und hat einen hohen Energiebedarf. Die Strompreise könnten hier tendenziell höher sein, da weniger erneuerbare Energie erzeugt wird.
Ein Preiszonensystem könnte den Ausbau erneuerbarer Energien in beiden Regionen fördern. Im Norden könnten günstigere Preise weitere Investitionen anziehen, während im Süden Anreize geschaffen werden könnten, lokale Energiequellen wie Solarenergie oder kleinere Wasserkraftanlagen zu nutzen.
Herausforderungen der Energiewende und unser Weg zur Umsetzung
Die Energiewende bietet enorme Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, die dringend gelöst werden müssen, um den Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu beschleunigen. Eine der zentralen Hürden ist die Speicherung von Strom. Er kann derzeit nur begrenzt gespeichert werden, was bedeutet, dass der Verbrauch stärker und die Produktionszeiten angepasst werden müssen. Schwankungen in der Energieerzeugung – etwa bei Wind- und Solarenergie – erfordern flexible Verbrauchslösungen.
Europa als Kontinent bietet in diesem Prozess einzigartige Vorteile: Mit unterschiedlichen Klimazonen – Wind im Norden, Sonne im Süden – ist das Potenzial für erneuerbare Energien enorm. Doch nur durch eine engere europäische Zusammenarbeit können diese Ressourcen optimal genutzt werden. Deutschland ist bereits auf einem guten Weg, mit 60-70 % Strom aus erneuerbaren Quellen. Dennoch bleibt an vielen Orten eine „Gemütlichkeit“ mit fossilen Energien bestehen.
Ein entscheidender Vorteil erneuerbarer Energien ist die Unabhängigkeit. Strom aus Sonne, Wind und Wasser wird lokal erzeugt, schafft Arbeitsplätze vor Ort und reduziert die Abhängigkeit von Energieimporten, die geopolitischen Risiken unterliegt. Um diese Potenziale auszuschöpfen, muss jedoch massiv in die Infrastruktur investiert werden – von Speicherlösungen bis hin zu Netzausbau.
Technologie als Treiber der Energiewende
Ein zentraler Baustein, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, ist der Einsatz moderner Technologien. Daten gelten als das neue Gold – insbesondere in der Energiewirtschaft, in der intelligente Stromzähler (Smart Meter) eine immer größere Rolle spielen. Sie liefern detaillierte Informationen über Verbrauchsmuster, die für eine effiziente Nutzung von Strom unverzichtbar sind.
Doch genau hier liegt eine der größten Herausforderungen: die Verarbeitung dieser enormen Datenmengen. Es braucht leistungsstarke IT-Infrastrukturen, um Strompreise, Verbrauch und Erzeugung in Echtzeit miteinander zu verknüpfen und eine präzise Abrechnung im 15-Minuten-Takt, wie auf dem Spotmarkt üblich, zu ermöglichen.
Moderne Energieversorger müssen sich zunehmend als technologische Unternehmen verstehen. Der Energiemarkt wandelt sich weg von der reinen Stromlieferung hin zu einem datengetriebenen Ökosystem, in dem IT-Kompetenz entscheidend ist. Unser großer Vorteil als Enloc ist die bereits bestehende starke Software- und IT-Abteilung.

Fazit: Preiszonen als Zukunftsmodell?
Preiszonen könnten ein wichtiger Schritt sein, um die Energiewende in Deutschland weiter voranzutreiben. Länder wie Norwegen haben gezeigt, dass das Modell funktioniert - mit klaren Vorteilen für die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien und die Schaffung regionaler Anreize.
Für Deutschland wäre die Umsetzung jedoch komplex, da das Land über eine dezentrale Struktur verfügt und Industrie sowie Bevölkerung regional unterschiedlich verteilt sind. Dennoch könnten Preiszonen ein mächtiges Instrument sein, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern, die Netzauslastung zu verbessern und die Energiewende effizienter zu gestalten.
Die große Frage bleibt: Sind wir bereit, diese Herausforderung anzunehmen? Die Chance ist da – wir müssen sie nur nutzen! 💯

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Für alle, die tiefer in das Thema Preiszonen eintauchen möchten, empfehlen wir die 4. Folge unseres Enloc-Podcasts "WIMDK".
Unser Gast und gleichzeitiger Geschäftsführer des Bereichs Energy & Software Franz Athenstaedt, ein erfahrener Experte für Energie- und Immobilienwirtschaft, spricht über die praktischen Herausforderungen und Lösungen, die eine nachhaltige Transformation möglich machen.
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Franz Athenstaedt. CSO