Wärmewende im Bestandsgebäude
Herausforderungen, Lösungen und Praxiswissen
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Die Wärmewende in Deutschland ist ein entscheidender Bestandteil der Energiewende und ein komplexes Unterfangen, das insbesondere im Immobilienbereich mit großen Herausforderungen verbunden ist.
Die Wärmewende ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Der Gebäudebereich trägt maßgeblich zum CO2-Ausstoß in Deutschland bei – über 40% der Emissionen stammen aus diesem Sektor. Dies liegt daran, dass die Wärmeversorgung nach wie vor überwiegend auf fossilen Brennstoffen basiert. Gas und Öl dominieren den Markt, gefolgt von Fernwärme, die größtenteils ebenfalls fossil erzeugt wird.
Damit Deutschland seine Klimaziele erreichen und bis spätestens 2045 klimaneutral sein kann, ist eine umfassende Umstellung auf erneuerbare Energiequellen notwendig. Doch bisherige Fortschritte bleiben hinter den Erwartungen zurück:
Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) würde es im aktuellen Tempo noch 155 Jahre dauern, bis die vollständige Dekarbonisierung des Wärmesektors erreicht wäre.
Das ist ein eklatanter Widerspruch zu den politischen Zielsetzungen. Es zeigt sich also eine klare Notwendigkeit, Tempo aufzunehmen und strukturelle Änderungen vorzunehmen.
Herausforderungen der Wärmewende
- Hohe Vorlauftemperaturen: Traditionelle Heizsysteme, wie Gas- oder Ölheizungen, arbeiten mit Vorlauftemperaturen von bis zu 80–100°C. Diese erfordern enorme Energiemengen, die durch den Einsatz fossiler Brennstoffe gedeckt werden. Eine Reduzierung der Vorlauftemperaturen ist essenziell, um den Energiebedarf und die CO2-Emissionen zu senken.
- Veraltete Wärmeverteilung: Viele Bestandsgebäude sind mit Konvektionsheizkörpern ausgestattet, die auf hohe Vorlauftemperaturen ausgelegt sind. Eine Anpassung an niedrigere Temperaturen erfordert entweder den Austausch dieser Heizkörper oder alternative Lösungen wie Flächenheizungen.
- Investitionskosten und Sozialverträglichkeit: Die Umstellung auf nachhaltige Wärmeversorgungssysteme erfordert oft hohe Investitionen. Besonders in Mehrfamilienhäusern im ländlichen Raum stellt dies eine Herausforderung dar. Gleichzeitig müssen die Heizkosten für Mieter sozialverträglich bleiben.
- Digitalisierung und Steuerung: Ein digitalisierter Heizungskeller ist selten in Bestandsgebäuden anzutreffen. Die Steuerung von Wärmepumpen und Pufferspeichern sowie die Integration in digitale Netzwerke erfordert neue Technologien und Fachwissen.
- Bürokratische Hürden: Lange Genehmigungsprozesse, komplexe Vorschriften und mangelnde Koordination zwischen verschiedenen Akteuren behindern die schnelle Umsetzung von Wärmewende-Projekten.
Lösungsansätze für eine erfolgreiche Wärmewende: Alte Mauern, neue Chancen
1. Nutzung erneuerbarer Energiequellen durch Wärmepumpen
Wärmepumpen bieten eine effiziente Möglichkeit zur Wärmeerzeugung. Sie nutzen Umweltwärme aus Luft, Wasser oder Erdreich und wandeln diese mithilfe von Strom in Heizenergie um. Das Effizienzverhältnis (Arbeitszahl) liegt dabei oft bei 3,5 oder höher. Das bedeutet: Eine Kilowattstunde Strom erzeugt 3,5 Kilowattstunden Wärme. Im Vergleich zu fossilen Brennstoffen ist dies nicht nur klimafreundlicher, sondern auch kosteneffizienter, insbesondere wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Zudem entfällt die CO2-Umlage, wodurch langfristig stabile Wärmepreise gesichert werden können.
2. Effiziente Wärmeverteilung durch Anpassung der Heiztechnik
Ein zentrales Problem in Bestandsgebäuden ist die Wärmeverteilung. Viele Gebäude sind mit alten Konvektionsheizkörpern ausgestattet, die hohe Temperaturen benötigen. Eine Anpassung auf niedrigere Vorlauftemperaturen ist oft möglich, da viele Heizkörper überdimensioniert installiert wurden. Alternativ bieten sich moderne Flächenheizungen an, insbesondere Deckenheizungen, die sich einfach und kostengünstig nachrüsten lassen. Diese ermöglichen eine gleichmäßige Wärmeverteilung und sind ideal für den Betrieb mit Wärmepumpen geeignet.
3. Dezentrale Warmwasserbereitung zur Energieeinsparung
Die Warmwasserversorgung ist eine weitere Herausforderung. Aktuell müssen zentrale Warmwassersysteme hohe Temperaturen halten, um Legionellen zu vermeiden. Dezentrale Systeme wie Frischwasserstationen oder Durchlauferhitzer könnten dieses Problem lösen. Sie erlauben niedrigere Systemtemperaturen und senken damit den Energieverbrauch erheblich. Moderne Lösungen mit Wärmepumpen ermöglichen zudem eine energieeffiziente Warmwasserbereitung ohne Legionellenrisiko.
4. Digitalisierung und intelligente Steuerungssysteme
Die digitale Steuerung der Heizsysteme ist essenziell für eine effiziente Wärmewende. Smart-Heating-Technologien können Verbrauchsdaten erfassen, den Betrieb optimieren und Lastspitzen vermeiden. Dies verbessert nicht nur die Effizienz, sondern reduziert auch Kosten. Zudem ist eine Anbindung an digitale Plattformen notwendig, um Heizungsanlagen ferngesteuert zu überwachen und zu warten.
Ein gemeinschaftliches Projekt für die Zukunft
Die Wärmewende kann nur gelingen, wenn alle Akteure zusammenarbeiten:
- Mieter und Hauseigentümer müssen bereit sein, in neue Technologien zu investieren und sich auf veränderte Heizkonzepte einzulassen.
- Handwerksbetriebe müssen geschult werden, um moderne Heizsysteme fachgerecht zu installieren.
- Politik und Verwaltung müssen bürokratische Prozesse beschleunigen und Anreize für Investitionen schaffen.
- Energieversorger müssen erneuerbare Energien ausbauen und Netze modernisieren.
Transformation der Heizungsanlage
Fazit: Die Wärmewende braucht Zusammenarbeit
Die Wärmewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, aber sie bietet auch enorme Chancen. Sie kann nur erfolgreich sein, wenn alle Akteure mit Engagement, Weitsicht und einer kooperativen Herangehensweise an einem Strang ziehen.
Es geht nicht nur um technische Lösungen und Investitionen, sondern auch um einen gesellschaftlichen Wandel: den bewussteren Umgang mit Energie, die Förderung erneuerbarer Ressourcen und das gemeinsame Streben nach einer nachhaltigen Zukunft.
Let's do it together!💯
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